Am 4. und 5. Dezember 2024 traf sich die German Biobank Alliance (GBA) in Bonn. 54 Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, um über zentrale Themen und Entwicklungen im Biobanking zu diskutieren. „Unsere Treffen bieten eine wichtige Plattform, um Ideen auszutauschen und gemeinsame Strategien zu entwickeln – auch länderübergreifend“, sagte PD Dr. Dr. Michael Kiehntopf, Vorstandsmitglied des German Biobank Node (GBN).
BioBank Bonn und DZNE Biorepository: Lokale Stärken
Dr. Sarah Eickhoff, wissenschaftliche Leiterin der BioBank Bonn am Universitätsklinikum, begrüßte die GBA-Community vor Ort: „Die GBA-Meetings sind ideal, um Erfahrungen zu teilen und sich zu vernetzen.“ Seit 2020 Partner-Biobank der GBA, präsentierte sich die BioBank Bonn als integraler Bestandteil der Universitätsmedizin. „Große Forschungsverbünde fußen auf dem Liquid und Tissue Biobanking an unserem Standort“, so Prof. Dr. Bernd Weber, Dekan der Medizinischen Fakultät Bonn. Innovative Lösungen für die sichere Langzeitlagerung humaner Bioproben präsentierte das neu errichtete Biorepository des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). „Man muss ein Gebäude für ein System bauen und nicht umgekehrt,“ betonte Koordinator Andreas Nessel.
Klinische (multizentrische) Studien voranbringen
Dass das Studienzentrum Bonn eine tragende Säule der hiesigen Forschungslandschaft ist, berichtete Dr. Christine Fuhrmann, Vorstandsvorsitzende des KKS-Netzwerks. Eine Akkreditierung nach DIN EN ISO 20387 könne in Zukunft für Biobanken insbesondere bei Industriestudien eine wichtige Rolle spielen, so Fuhrmann. Ein weiteres zentrales Thema war die Harmonisierung der Ethik bei multizentrischen Studien. Prof. Dr. Roland Jahns, Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Medizinischer Ethik-Kommissionen (AKEK), erläuterte, wie eine zentrale Bewertung durch eine Ethikkommission und die Standardisierung von Antragsunterlagen Studien zukünftig erheblich erleichtern können.
Europäische Vernetzung: Qualität und One Health
Nhutuyen Nguyen, GBN-Koordinatorin für Qualitätsmanagement, stellte das „Quality Label“ des europäischen Biobankennetzwerks BBMRI-ERIC vor, das kürzlich der Hannover Unified Biobank (HUB) als erster deutscher Biobank verliehen wurde. Das Label zeichnet Biobanken aus, die nach internationalen Standards wie DIN EN ISO 20387 arbeiten und ein Audit durch BBMRI-ERIC oder andere autorisierte Auditor*innen bestehen – das Audit in der HUB führten GBA-Auditor*innen durch. „Das Label ist als Vorstufe zur Akkreditierung gedacht,“ erklärte Nguyen. „Es ist besonders für Biobanken interessant, die noch keine Akkreditierung anstreben, aber dennoch ihre Qualität nachweisen wollen.“
Zohaib Hassan, GBN-Koordinator für IT, stellte die „Roadmap“ von BBMRI-ERIC für 2025–2035 und das Arbeitsprogramm vor. BBMRI-ERIC orientiert sich darin am „One Health“-Ansatz und formuliert strategische Ziele wie zum Beispiel die Verknüpfung der Forschung in den Bereichen Human-, Veterinär- und Umweltgesundheit, „Datafication“ und nachhaltige Biobanking-Lösungen. Im Arbeitsprogramm, das Anfang 2025 erscheint, wird der GBN eine tragende Rolle übernehmen.
Biodiversität und nachhaltiges Biobanking
Den One-Health-Ansatz griff auch Dr. Jonas Astrin vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels auf. Er hob die Synergien hervor, die Human- und Biodiversitäts-Biobanking bei der Erforschung von Zoonosen und umweltbedingten Krankheiten schaffen können. Dr. Peggy Manders von BBMRI.nl – dem GBN-Pendant in den Niederlanden – stellte ein Konzept vor, um die wissenschaftliche Relevanz von Probensammlungen regelmäßig zu überprüfen und unnötige Langzeitlagerung zu vermeiden.
IT: Vorhandene Proben besser sichtbar machen
Wie können Bioproben besser sichtbar gemacht werden, um ihre Nutzung in der Forschung zu erhöhen? Patrick Skowronek vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg erläuterte dies am Beispiel der COVID-19-Bioproben des Nationalen Pandemie Kohorten Netzes (NAPKON). Die 609.000 Proben, die zwischen 2020 und 2024 gesammelt werden, sind bereits über das BBMRI-ERIC Directory auffindbar und sollen zukünftig auch als standortübergreifende Sammlung im BBMRI-ERIC Locator erscheinen.
Ausblick
Dr. Gabriele Anton, Vorstandsmitglied des GBN, zog ein positives Fazit: „Das Treffen in Bonn hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig der Austausch innerhalb der GBA ist. Themen wie Qualität, IT-Vernetzung und Nachhaltigkeit bestimmen die Zukunft des Biobankings. Nur gemeinsam können wir Lösungen entwickeln, die Forschung effizienter und biomedizinische Innovationen schneller machen.“ Das nächste GBA-Meeting wird am 9. und 10. April 2025 in Jena stattfinden.
Weitere Informationen und Links:
- BioBank Bonn
- Ein Ethikvotum für multizentrische Studien
- Quality Label für GBA-Biobanken
- BBMRI-ERIC präsentiert „10-Year Roadmap“
- Directory