Auf dem Flemingsberg-Campus des renommierten Stockholmer Karolinska-Instituts ist es zu einer schweren Panne gekommen, bei der über Jahrzehnte für die Forschung gesammelte Bioproben vernichtet wurden. Wie das Institut selbst und in der Folge zahlreiche internationale Medien berichteten, war über die Weihnachtsfeiertage die automatische Befüllung von Kryotanks mit flüssigem Stickstoff ausgefallen. Zurzeit läuft eine interne Untersuchung, um die Ursache der Störung zu klären.
Erst nach fünf Tagen bemerkt
Normalerweise können die Tanks, in denen die Proben bei minus 190 Grad Celsius gelagert werden, bis zu vier Tage ohne Stickstoff-Nachschub auskommen. Der Ausfall wurde jedoch erst nach fünf Tagen bemerkt – der automatische Alarm funktionierte nicht korrekt. In 16 von 19 Tanks stieg die Temperatur an, wodurch die darin gelagerten Bioproben und Zelllinien aus mehreren Abteilungen des Instituts unbrauchbar wurden. In der Mitteilung des Karolinska-Instituts wird Prof. Petter Höglund, Direktor des Fachbereichs Medizin, zitiert: „Die betroffenen Forscherteams arbeiten nun daran, das gesamte Ausmaß der Verluste zu erfassen. Die bisherigen Analysen sprechen eine deutliche Sprache: Die Störung wird weitreichende Folgen für die Forschung in den betroffenen Bereichen haben.“
Aufklärung ist wichtig
„Über den Auslöser dieses Vorfalls kann man auf Basis der vorliegenden Informationen nur spekulieren,“ kommentiert Dr. Alexandra Stege, operative Leiterin der Zentralen Biobank Charité/BIH und Mitglied im Steering Committee des German Biobank Node (GBN). „Es müssen mehrere Störungen zusammengekommen sein und Alarmierungsprozesse versagt haben – mit katastrophaler Wirkung.“ Dem stimmt GBN-Sprecherin PD. Dr. Sara Nußbeck von der Zentralen Biobank UMG Göttingen zu: „Aus gutem Grund sind diese Kühlsysteme normalerweise durch mehrere Alarmsysteme abgesichert. Das macht den Ausfall so schockierend. Umso wichtiger ist es jetzt – auch für die internationale Biobanken-Community –, dass die schwedischen Kolleg*innen den Vorfall lückenlos aufklären.“
Risiko- und Notfallmanagement in der German Biobank Alliance (GBA)
Der GBN führt regelmäßig interne Audits in den Biobanken der GBA durch und überprüft dabei die Anforderungen an das Risiko- und Notfallmanagement gemäß der internationalen Biobanken-Norm DIN EN ISO 20387. Notfallmanagement bildete im vergangenen Jahr den Schwerpunkt sowohl eines GBA-Meetings als auch eines Webinars mit über 70 Teilnehmer*innen. Eine Aufzeichnung des Webinars steht für GBA-Biobanken auf der Plattform OpenILIAS zur Verfügung.
Weitere Informationen und Links:
- Investigation into the Christmas freezer failure at Neo (Mitteilung des Karolinska-Instituts, 17. Januar)
- Decades of research destroyed after freezer fails at Swedish university (The Guardian, 6. Februar 2024)
- Aufzeichnung des Webinars „Keine Panik: Notfallmanagement in Biobanken“ auf OpenILIAS