Beim zweiten Meeting der German Biobank Alliance (GBA) in diesem Jahr kamen vom 26. bis 27. September rund 50 Teilnehmer*innen in Erlangen zusammen. „Das Meeting bot nicht nur eine einzigartige Plattform für den fachlichen Austausch, sondern schuf auch eine Atmosphäre des offenen Dialogs und der kollegialen Zusammenarbeit“, so GBN-Leiter Prof. Dr. Michael Hummel. Dem schloss sich Dr. Sarah Eickhoff, wissenschaftliche Leiterin der BioBank Bonn, an: „Mir hat das Treffen sehr gut gefallen, weil ich viele Kontakte knüpfen konnte.“ Die Veranstaltung wurde vom German Biobank Node (GBN) gemeinsam mit der Central Biobank Erlangen (CeBE) organisiert.
Bioproben und Daten: Besondere Schätze heben
Biobanken sind „Schatzkammern“ der biomedizinischen Forschung. Damit sie gut gefüllt sind und die wertvollen Ressourcen unter ihrem Dach ein sicheres Zuhause finden, sollten Biobanker*innen besonders aktiv werden. Dies betonte Prof. Dr. Alexandra Nieters, Leiterin der FREEZE-Biobank in Freiburg. Sie beschrieb, welche „Juwelen“ sie bereits gewinnen konnte – insbesondere longitudinale Sammlungen mit Proben aus dem In- und Ausland inklusive langjähriger Kontakte zu den Patient*innen. „Es ist sehr wichtig, vor Ort Initiative zu zeigen und Vertrauen zu denjenigen aufzubauen, die die Sammlungen angelegt haben“, so Nieters. „Außerdem muss die Biobank Konzepte anbieten, wie solche ‚historischen‘ Kollektive mit zum Beispiel unterschiedlichen Einwilligungserklärungen integriert werden können.“ Gerade bei seltenen Erkrankungen sei es von großer Bedeutung, die Sammlungen in professionelle Biobanken zu integrieren, damit sie auch für andere Forschende sichtbar und zugänglich gemacht werden können.
IT-Werkzeuge bieten Zugang zu „Schatzkammern“
Hierfür stehen Online-Suchtools wie der Sample Locator des GBN und das German Biobank Directory zur Verfügung. Eine föderierte IT-Infrastruktur mit lokal installierten sogenannten Brückenköpfen verbindet die GBA-Biobanken und speist die Daten für die zentrale Abfrage. In diesem Jahr wurden die Brückenkopfsysteme überarbeitet und in den Biobanken neu installiert. Dr. Zdenka Dudová, IT-Koordinatorin des GBN, stellte die Entwicklungen im IT-Bereich vor: „Der große Vorteil der neuen Brückenköpfe liegt darin, dass nun mehrere Verknüpfungen möglich sind und verschiedene Abfragesysteme bedient werden können.“ Ein Relaunch des Sample Locator mit einer komplett überarbeiteten Benutzeroberfläche und neuen Funktionen steht kurz bevor.
Eröffnung der Central Biobank Erlangen (CeBE)
Ein weiterer GBA-Standort, der bereits Proben- und Datenschätze heben konnte, ist die Central Biobank Erlangen (CeBE). Die feierliche Eröffnung der neuen Räumlichkeiten war ein Höhepunkt des GBA-Meetings. Die Aktivitäten der CeBE begannen im Jahr 2020, seit 2021 ist sie Partner-Biobank der GBA. Ziel war es zunächst, die in Erlangen bereits bestehenden (Teil-)Biobanken unter dem Dach einer übergeordneten Struktur zu vereinen. „Harmonisierung war der zentrale Faktor bei der Zusammenführung,“ sagte CeBE-Vorstandssprecher Prof. Dr. Bernd Wullich. „Die Unterstützung durch GBN/GBA war dabei ganz entscheidend.“ Prof. Dr. Matthias Beckmann, Direktor der Frauenklinik und des Comprehensive Cancer Centers Erlangen‐EMN, fügte hinzu: „Qualitätsgesichertes Biobanking ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil aller Fakultäten. Einige Fördergelder werden nur noch vergeben, wenn eine entsprechende Biobank vor Ort vorhanden ist.“
Qualitätsgesichertes Biobanking – mit Akkreditierung?
Um die Kompetenz einer Biobank nachzuweisen, ist eine Akkreditierung nach der internationalen Norm ISO 20387 für Biobanking die prominenteste Möglichkeit. „Die Kosten für eine Akkreditierung sind nicht zu unterschätzen, weshalb jeder Standort eine Kosten-Nutzenabschätzung durchführen sollte,“ gab Dr. Alexandra Stege, operative Leiterin der Zentralen Biobank Charité/BIH (ZeBanC), zu bedenken. Für eine Akkreditierung nach ISO 20387 spricht, dass für Biobanken Zertifizierungen nach anderen Normen zukünftig nur noch für den Geltungsbereich des Qualitätsmanagementsystems angeboten werden sollen. „Mit der ISO 20387 liegt seit einigen Jahren der maßgebliche Standard für Biobanken vor,“ sagte Bettina Meinung von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS). „Eine Akkreditierung kostet zwar Geld, aber auch für bereits bestehende Zertifizierungen zum Beispiel nach ISO 9001 oder für eine Akkreditierung nach ISO 17025, die eigentlich nicht als Kompetenznachweise für Biobanken geeignet sind, fallen Erhaltungskosten an. Nicht zuletzt unterstreicht die immer stärkere Vernetzung und Internationalisierung von Biobanken die Bedeutung der ISO 20387.“ GBN bereitet die Biobanken der GBA mit einem eigenen Qualitätsprogramm auf Akkreditierungen nach dieser Norm vor.
Viele Anregungen: Von Starterkit bis Positionspapier
Zahlreiche weitere Angebote und Neuigkeiten aus GBN/GBA wurden während des Meetings vorgestellt – zum Beispiel das kürzlich veröffentlichte „Starterkit“ mit Informationen für Biobanken im Aufbau, eine Vorlage für ein Material-Transfer-Agreement oder ein Positionspapier zu den Themen Biobanking und Partizipation. „Für mich gab es viele Anregungen, die ich in der nächsten Zeit hier umsetzen möchte“, resümierte Dr. Michaela Sander, Leiterin der Biobank des Deutschen Herzzentrums München. „Sehr gespannt bin ich auch auf das Starterkit und die Fortbildungen auf OpenILIAS.“
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