Rund 200 Expert*innen aus der Biobanking-Community versammelten sich vom 23. bis 24. September 2024 in Berlin, um beim 12. Nationalen Biobanken-Symposium unter dem Motto „Vernetztes Biobanking: Gemeinsam stark in die Zukunft“ aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen zu diskutieren. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die zunehmende Bedeutung vernetzter Infrastrukturen, die eine entscheidende Rolle für die biomedizinische Forschung spielen. Der German Biobank Node (GBN) und die German Biobank Alliance (GBA) setzen sich seit Jahren für den Ausbau und die Vernetzung von Biobanken in Deutschland und Europa ein. Diese Zusammenarbeit ermöglicht der Forschung einen besseren Zugang zu qualitätsgesicherten Proben und zugehörigen Daten.

© TMF e.V.
Rückblick: Das Nationale Biobanken-Symposium 2024
© TMF e.V.
Vernetztes Biobanking als Motor der Forschung
Dr. Karoline Gaede, Tagungspräsidentin und Vertreterin des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL), eröffnete das Symposium mit dem Statement: „Vernetzte Biobanken sind zu unverzichtbaren Pfeilern geworden, die die Entwicklung neuer Therapien und Medikamente ermöglichen.“ Dies wurde durch mehrere Vorträge veranschaulicht, darunter der Beitrag von Prof. Dr. Martin Witzenrath von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Er betonte, wie Bioproben das Verständnis der Pathophysiologie von COVID-19 vorangetrieben haben. Der Zugang zu diesen Proben führte zu wichtigen Erkenntnissen, die die Entwicklung von Diagnostika, Therapeutika und Impfstoffen ermöglichten.
IT-Integration und Künstliche Intelligenz im Biobanking
Die Integration von digitalen Prozessen und Künstlicher Intelligenz (KI) im Biobanking war ein weiteres zentrales Thema des Symposiums. In der IT-Session zeigte Alexander Popov von der Hannover Unified Biobank (HUB), wie ein KI-Modell Probenanfragen schneller und präziser beantworten kann als herkömmliche Methoden. Patrick Skowronek von der Universitätsmedizin Mannheim und dem DKFZ Heidelberg berichtete über Fortschritte bei der Entwicklung der „Local Locators“. Diese Tools, die an einzelnen Standorten genutzt werden, basieren auf dem „Sample Locator“ des GBN, mit dem Forschende standortübergreifend Bioproben und zugehörige Daten finden können.
Notfallmanagement in Biobanken
Doch was passiert im Fall eines Hackerangriffs, der das IT-System lahmlegt? Dr. Kristina Götze von der Interdisziplinären Biomaterial- und Datenbank Frankfurt (iBDF) berichtete von den Auswirkungen eines solchen Angriffs auf die IT des Universitätsklinikums Frankfurt im Jahr 2023. Dieser Vorfall zeigte, wie wichtig es ist, Notfallpläne zu entwickeln, regelmäßig zu testen und entsprechend anzupassen. Dr. Juliane Weikert von der Leipzig Medical Biobank (LMB) betonte die Bedeutung von Backup-Strategien bei Geräteausfällen und der analogen Dokumentation im Falle eines Softwareausfalls. Auch Dr. Sanela Kjellqvist von der Karolinska Institutet Biobank (KI Biobank) verdeutlichte an einem Vorfall in Schweden, wie wichtig klar definierte Rollen und Verantwortlichkeiten im Notfallmanagement sind.
GBN und GBA legen großen Wert auf Prävention und Risikomanagement. GBN stellt Vorlagen für Notfallpläne bereit, führt regelmäßig Audits in den GBA-Biobanken durch und überprüft dabei die Anforderungen an Risiko- und Notfallmanagement.
Jubiläumssession: 10 Jahre German Biobank Node (GBN)
Ein Höhepunkt des Biobanken-Symposiums war die Jubiläumssession anlässlich des zehnjährigen Bestehens des GBN. Seit seiner Gründung hat der GBN die Biobank-Infrastruktur in Deutschland entscheidend vorangetrieben und ist heute international eng vernetzt. Prof. Dr. Michael Hummel, der bis Anfang 2024 die Leitung des GBN innehatte, gab einen Rückblick auf die Entwicklung des GBN von den Anfängen bis heute. PD Dr. Dr. Michael Kiehntopf, Mitglied des neu gewählten GBN-Vorstands, stellte das umfassende Qualitätsprogramm des GBN vor, das auch auf europäischer Ebene Wirkung zeigt. So führte das GBN-Qualitätszentrum in Jena 2024 erstmals einen europaweiten Liquid-Ringversuch mit 21 Biobanken aus sechs Ländern durch.
Zum Abschluss der Jubiläumssession gab PD Dr. Sara Nußbeck, GBN-Vorstandssprecherin und National Node Director, einen Ausblick auf die zukünftige Ausrichtung des GBN. Sie hob die Bedeutung eines „Biobanking on demand“ hervor, um multizentrische Studien zu befördern und die Sammlung qualitätsgesicherter fit-for-purpose-Proben zu beschleunigen. Nußbeck betonte die Notwendigkeit, Biobank-Aktivitäten zu bündeln, um Synergien zu nutzen und Doppelstrukturen zu vermeiden – ganz im Sinne des Tagungsmottos „Vernetztes Biobanking: Gemeinsam stark in die Zukunft“.
Weitere Informationen und Links:
© 2025 All rights reserved.
