Rosita Kammler (ESBB-Präsidentin), Prof. Dr. Jens Habermann (Generaldirektor BBMRI-ERIC) und Keynote Speaker Dr. Sylvie Briand (WHO) während der EBW-Eröffnung.

Rückblick: Europe Biobank Week 2021

Vertrauen ist nicht nur für das Verhältnis zwischen den Spender*innen von Bioproben und Biobanken wichtig. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass das Vertrauen von Bürger*innen in die Wissenschaft ganz allgemein gestärkt oder gar wiederhergestellt werden muss. Diese Botschaft zog sich durch mehrere Vorträge während der Europe Biobank Week, die 2021 zum zweiten Mal als virtuelle Konferenz stattfand. Hochkarätige Keynote-Speaker wie Dr. Sylvie Briand von der WHO und Dr. Mikael Dolsten von Pfizer sprachen darüber, was angesichts der Pandemie und danach notwendig sei. Briand stellte das WHO BioHub System vor, das Mitgliedsstaaten zukünftig dabei unterstützen soll, sich über besonders gefährliche Krankheitserreger schnell auszutauschen – und damit auch Proben zu teilen. Dolsten sprach sich für eine stärkere Einbindung von Patient*innen, das Zusammenführen von Daten über Biobanken hinweg und eine breitere Anwendung von Machine Learning und künstlicher Intelligenz aus. Für eine kooperativer ausgerichtete Forschung in Krisenzeiten sei jedoch eine Harmonisierung auf regulatorischer Ebene nötig, sagte die Juristin Carla Barbosa.

Breites inhaltliches Spektrum

Neben „lessons learned“ aus der Corona-Pandemie deckte die EBW inhaltlich ein breites Spektrum ab. Die Sessions behandelten Themen von Qualitätsmanagement über IT-Lösungen für Biobanken, Bevölkerungs-basiertes Biobanking, Biomonitoring und „Exposure Science“ bis zum Umgang mit Zufallsfunden. Die Konferenz mit 39 Sessions sowie 172 Vortragenden und Chairs verfolgten Vertreter*innen aus 42 Ländern. Teilnehmer*innen aus Deutschland waren am stärksten vertreten. Die Aufnahmen der Vorträge sowie die Posterplattform sind noch drei Monate online zugänglich.

Präsenz von GBN & GBA

Vertreter*innen von German Biobank Node (GBN) und German Biobank Alliance (GBA) zeigten sich auf der EBW als Vortragende sowie Session-Chairs und präsentierten ihre Poster. Dr. Johanna Schiller, GBN-Projektmanagerin, wurde für ihr Poster „German Biobank Alliance (GBA): E-learning modules for technical personnel to enhance biospecimen quality“ mit einem Preis ausgezeichnet. In ihrer Präsentation erläuterte sie, wie die Online-Lernmodule das Fort- und Weiterbildungsangebot des GBN mit On-site-Trainings, Workshops und Webinaren sinnvoll ergänzen. Christiane Hartfeldt und Dr. Sabrina Schmitt, beide Mitglieder des GBN-Teams für Qualitätsmanagement, stellten das Qualitätsprogramm vor, mit dem GBN die GBA-Biobanken auf Akkreditierungen nach der Biobanken-Norm 20387 vorbereitet. Das QM-Manual, das Open Access zur Verfügung steht, sowie die GBA-Ringversuche stießen auf besonderes Interesse. Sven Heiling (Integrierte Biobank Jena) sprach über Qualitätsindikatoren für Serum, die im Rahmen der Qualitätssicherung für GBA-Biobanken untersucht werden. 

In der von Ann-Kristin Kock-Schoppenhauer (Interdisziplinäres Centrum für Biobanking-Lübeck) und GBN-Leiter Prof. Dr. Michael Hummel moderierten Session „Novel IT solutions, effective data storage, processing and analysis“ beschrieb Dr. Cecilia Engels, GBN-Koordinatorin für IT, die Entwicklung der Infrastruktur für Biobanken in Deutschland – von der Mission, mulitzentrische Probensammlungen zu ermöglichen, bis zur ganz praktischen Perspektive, wie eine Anfrage nach Proben und zugehörigen Daten über das Online-Suchtool „Sample Locator“ funktioniert.

Mit Nobelpreis-Flair

Während seiner Keynote gab Prof. Dr. Stefan Hell, Direktor des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie, den Zuhörenden einen Rat auf den Weg: „Setzen Sie sich hohe Ziele, aber verlieren Sie Ihre Bodenhaftung nicht.“ Er berichtete, wie er über Jahre versuchte, die Auflösungsgrenze optischer Mikroskope zu überwinden, und ihm ebenso lang Skepsis entgegen schlug. Schließlich gelang ihm der Durchbruch, der neue wegweisende Erkenntnisse in der biologischen und medizinischen Forschung ermöglichte und für den er mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt wurde. Wissenschaftlicher Konsens sei nicht immer in Stein gemeißelt, resümierte Hell. 

EBW 2022 als persönliches Meeting

Eine weitere Gelegenheit, ihre Ziele beharrlich zu verfolgen, erhält die Biobanking-Community anlässlich der nächsten EBW im Jahr 2022. Die Konferenz wird erneut von den europäischen Biobanking-Organisationen BBMRI-ERIC und ESBB veranstaltet. Im kommenden Jahr soll die EBW wieder als Präsenzmeeting stattfinden, über Datum und Ort wird zurzeit abgestimmt.

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