Foto: GBN

Biobanking for a healthier world – EBW 2019

„Wir fühlen uns wie Gazellen aus einem Zoo, die in der Wildnis der Biobanking-Community überleben sollen – umgeben von Löwen, Schakalen und Hyänen“, sagte der Patientenvertreter Richard Stephens zu Beginn der Europe Biobank Week 2019. Die Bedeutung des Biobankings müsse transparenter werden, unterstrich er in seinem Vortrag. Dies sei mithilfe von „Success Stories“ möglich: verständliche Berichte von erfolgreichen Forschungsprojekten, die mit Bioproben und zugehörigen Daten durchgeführt wurden.

Raum für Perspektivenwechsel

Der Ruf nach Success Stories war während der EBW, die vom 8.-11. Oktober in Lübeck stattfand, mehrfach zu hören und wurde sowohl von VertreterInnen aus Biobanken und Industrie als auch von Patientenorganisationen geäußert. Überhaupt war das Konferenz-Publikum sehr vielfältig: Neben der Hauptzielgruppe der BiobankerInnen stammten von den insgesamt über 700 TeilnehmerInnen ebenso viele aus anderen Netzwerken, der Politik, akademischen Forschung, Patientenvertretungen und Industrieunternehmen. Repräsentanten aus mehr als 40 Ländern tauschten sich während der EBW aus. Auch das Kongress-Programm war breit gefächert: Von übergreifenden Themen wie „Biobanking for precision medicine“ oder „How do biobanks support clinical trials?“ über eine Oxford-Debatte zu der Frage, ob PatientenvertreterInnen in die Governance-Strukturen von Biobanken einbezogen werden sollten, bis zu Qualitätsmanagement und IT für Biobanken bediente die EBW ein umfassendes Spektrum. Die Konferenz wird von den Organisationen BBMRI‐ERIC (Biobanking and Biomolecular resources Research Infrastructure – European Research Infrastructure Consortium) und ESBB (European, Middle Eastern and African Society for Biopreservation and Biobanking) veranstaltet. Während der Eröffnungszeremonie erinnerte Erik Steinfelder, Generaldirektor von BBMRI-ERIC, an das diesjährige Motto der EBW: „Biobanking for a healthier world ist ein klarer Aufruf zum Handeln – und das heute.“ In seiner Rede beschwor er die TeilnehmerInnen, den Kongress als Gelegenheit zu nutzen, um voneinander zu lernen und effektiver zusammenzuarbeiten.

Posterpreise für Carolin Wedel und Ronny Baber

Für German Biobank Node (GBN) und German Biobank Alliance (GBA) war die EBW 2019 sehr erfolgreich: In der Eröffnungssession gab GBN-Koordinator Prof. Dr. Michael Hummel einen ersten Einblick in die Entwicklungen des deutschen Netzwerks – so wies er auf die Biobanken-übergreifende Online-Suche „Sample Locator“ nach Bioproben und zugehörigen Daten hin, das Auditprogramm der GBA und die Weiterbildungsangebote. Insgesamt zehn Vorträge von GBN-/GBA-VertreterInnen stellten diese Tools und Programme während der folgenden Tage genauer vor. Gekrönt wurde der gemeinsame Auftritt durch zwei Posterpreise: Dr. Carolin Wedel (BMBH, Heidelberg) gewann mit ihrem Poster, das sich mit der zweiten Runde des Gewebe-Ringversuchs der GBA befasste (C. Wedel, D. Kieslich de Hol, E. Herpel, S. Schmitt | GBA tissue ring trial: The second round with an extended concept). Dr. Ronny Baber (Leipzig Medical Biobank) war mit seinem Poster zur „Steigerung der Sichtbarkeit von Biobanken durch Öffentlichkeitsarbeit“ erfolgreich (R. Baber, M. Siegemund, J. Dorow, J., K. Kolbe, J. Thiery | Increasing the Visibility of Biobanks Using Public Relations –Experiences from the Leipzig Medical Biobank). Insgesamt trugen VertreterInnen von GBN und GBA zehn Poster bei. GBN repräsentierte die deutsche Community überdies mit einem gut besuchten Stand in der Industrieausstellung. Viele interessante Gespräche fanden hier statt, TeilnehmerInnen aus ganz Europa erkundigten sich nach den Aktivitäten, von denen sie in den verschiedenen Vorträgen erfahren hatten.

Von „Friendly audits“ bis „potential users“

Neben dem Sample Locator galt das Interesse besonders dem Qualitätsmanagement und den „friendly Audits“, die GBA-Biobanken auf eine Akkreditierung nach ISO 20387 vorbereiten. „Ich gratuliere dem German Biobank Node zu diesem ausgezeichneten internen Auditsystem, das in Europa einzigartig ist und von anderen Ländern als Vorbild genutzt werden sollte. Auf diese Weise könnte eine angemessene Qualität von Bioproben und zugehörigen Daten besser gewährleistet werden“, sagte Georges Dagher, Forschungsdirektor des französischen Instituts Inserm, nachdem QM-Koordinatorin Christiane Hartfeldt das Konzept vorgestellt hatte. Die Session „Becoming a biobanker: Yes we can!“ verdeutlichte wiederum, dass angesichts der weiteren Professionalisierung von Biobanken, vermehrter Standardisierung und Harmonisierung auch der Weiterbildungsbedarf der MitarbeiterInnen steigt. PD Dr. Sara Y. Nußbeck (UMG Biobank) stellte hier das Programm der GBA vor, das sowohl – bereits erfolgreich stattfindende – On-site-Trainings für technische AssistentInnen umfasst als auch Online-Kurse für sämtliche Biobank-MitarbeiterInnen, deren Launch für Anfang 2020 geplant ist. Um „potential users“ ging es im Vortrag von GBN-Geschäftsführerin Dr. Cornelia Specht, die die Ergebnisse einer Umfrage unter potenziellen BiobanknutzerInnen vorstellte. Biobanken müssten ihre Bekanntheit auf lokaler Ebene steigern und gleichzeitig für mehr Transparenz mit Blick auf die Angebote und Leistungen sorgen, erklärte Specht. „Diese Umfrageergebnisse bilden eine hervorragende Datengrundlage für die weitere Entwicklung der GBA-Aktivitäten“, kommentierte Biobank-Consultant Dr. Daniel Simeon-Dubach.

Zukunft gestalten

Um zu bestehen und künftigen Herausforderungen gerecht zu werden, müssen sich Biobanken und ihre Netzwerke weiterentwickeln. „Von zwei Menschen erkrankt einer an Krebs. Weltweit laufen über 20.000 onkologische Studien, die nicht abgeschlossen sind. Wir müssen das Biobanking unbedingt beschleunigen und großflächiger betreiben!“, so Dr. Piers Mahon (IQVIA). Dass sich die Anforderungen an Biobanken durch modernste Forschungsmethoden zudem stark verändern, wurde in der Keynote von Dr. Olli Kallioniemi, Leiter des Schwedischen SciLifeLab, deutlich. Er berichtete über Forschungserfolge, die er insbesondere mithilfe des „multilayer profiling“ erzielen konnte (weitere Informationen in unserem Interview mit Olli Kallioniemi). Die Adressaten all dieser Bemühungen – die PatientInnen – nicht nur im Blick zu behalten, sondern als kompetente Stakeholder in den Prozess einzubeziehen, daran erinnerte Dr. Stefanie Houwaart (Haus der Krebs-Selbsthilfe Bundesverband e.V.) erneut am letzten Konferenztag.

Europe Biobank Week 2020

Wie sich das europäische Biobanking weiterentwickelt, darüber wird wieder während der nächsten Europe Biobank Week diskutiert – im Oktober 2020 im bulgarischen Sofia.

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